Wir folgen nun der Lustkandlgasse stadtauswärts bis zur Hausnummer 50, wo an der Ecke zur Ayrenhoffgasse 5-9, das Julius-Tandler-Heim steht. Die auf Initiative von Stadtrat Julius Tandler nach Plänen von Adolf Stöckl errichtete „Kinderübernahmestelle“ der Stadt Wien wurde im Jahr 1925 eröffnet. Der Arzt Julius Tandler (1869-1936) war ein Vorreiter des modernen Sozial- und Gesundheitswesens. Auf seine Initiative hin wurden zahlreiche Parkanlagen, Bäder- und Sportplätze errichtet und bereits 1927 das kostenlose Säuglingswäschepaket eingeführt. Die 1965 nach ihm benannte Kinderübernahmestelle hatte die Aufgabe, alle der Gemeinde Wien zur Betreuung übergebenen Kinder aufzu- nehmen, zu untersuchen und die nötigen weiteren Maßnahmen zu veranlassen.
Das zukunftsweisende Tandler-Zitat „Wer Kindern Paläste baut, reißt Kerkermauern nieder“, ist hier auch architektonisches Programm. Die großzügige Anlage vermittelt eher den Eindruck eines noblen Sanato- riums als den eines kommunalen Heims und ist reich mit Terrakotta- dekor und Steinreliefs verziert. Beachtenswert ist auch das Majolika-Wickelkind über dem Portal. Die Anlage umfasst die eigentliche Kinderübernahmestelle, die Erweiterung des älteren und von der Gemeinde Wien übernommenen „Karolinen-Kinderspitals“ (Ecke Ayrenhoffgasse / Sobieskigasse), die früheren Wohngebäude des Personals, die Schulzahnklinik in der Ayrenhoffgasse und eine Prosektur in der Pulverturmgasse.
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