Wir befinden uns zwischen den Festungsmauern der Zitadelle Petersberg am Denkmal für den unbekannten Wehrmachtsdeserteur . Dieser in der Stadt etwas abgelegene Ort wurde für die Errichtung ausgewählt, da sich auf dem Petersberg zur NS-Zeit das Militärgericht und -gefängnis befand und die Quellen auf Erschießungen von Deserteuren zwischen den Zitadellen-Mauern verweisen.
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Während es in ganz Deutschland über 100.000 Kriegsdenkmale für die gestorbenen Soldaten im Ersten und Zweiten Weltkrieg gibt, existieren nur wenige Denkmale, die an Menschen erinnern, die sich aus unterschiedlichen Gründen dem nationalsozialistischen Vernichtungskrieg verweigerten. Insgesamt gibt es in Deutschland ca. 30 Denkmäler dieser Art. Die ersten stammen aus den 1980er Jahren, z.B. das Denkmal in Kassel. Initiiert wurden sie oft von den örtlichen Friedensbewegungen.
Auch die Errichtung des Denkmals für den unbekannten Wehrmachtsdeserteur in Erfurt ging auf ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis zurück. Als eine Initiative aus Gewerkschaften, Friedensgruppen, Deserteuren, Opfern des NS sowie Kirchenvertreter*innen und Künstler*innen 1994 für seine Errichtung warb, regte sich jedoch umgehend Widerstand. Der damalige CDU-Oberbürgermeister Ruge sprach sich dagegen aus, genauso weite Teile der CDU im Landtag. Für den damaligen CDU-Ministerpräsidenten Bernhard Vogel war das Denkmal eine „Verletzung der Ehre der Soldaten, die ihre Pflicht erfüllt haben.“ Der ursprüngliche Plan, das Denkmal zum 50. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1995 einzuweihen, konnte aufgrund des heftigen Widerstands nicht umgesetzt werden. Der Vorschlag löste jedoch eine breite, bundesweit geführte Debatte aus. Zum Weltfriedenstag, dem Antikriegstag am 1. September 1995 konnte das vom Erfurter Künstler Thomas Nicolai gemeinsam mit Auszubildenden der Deutschen Bahn gestaltete Denkmal dann schließlich doch übergeben werden, allerdings mit abweisendem Palisadenzaun, für den es historisch keinen Bezug gibt und zunächst ohne einen hinführenden Wegweiser.
Bei der Eröffnung war auch der langjährige Vorsitzende der Bundesvereinigung der Opfer der NS-Militärjustiz, Ludwig Baumann, vor Ort. Zeit seines Lebens setzte sich Baumann für die Aufhebung der NS-Unrechtsurteile gegen Deserteure ein und kritisiert grundsätzlich:
„Es ist ja ein Wahnsinn: Wer im zivilen Leben einen Menschen umbringt, der ist normalerweise ein Mörder. Wenn aber militärisch das Töten von Menschen befohlen wird, wird der Gehorsame nicht zum Mörder, sondern zum Helden und bekommt einen Orden.“